CVJM feiert weltweit seinen 175. Geburtstag

Am 6.6.1844 wurde der YMCA (früher: Christlicher Verein junger Männer; heute: Christlicher Verein junger Menschen) in London von George Williams gegründet. Auch der CVJM Altdorf feierte am Donnerstag, den 6.6.2019 den 175. Geburtstag mit.

Die erste Vorsitzende des CVJM Altdorf Ulla Alexander-Franz durfte zahlreiche Gäste (unter anderem die Ehrenmitglieder Konrad Holz und Richard Ulsenheimer) im Sparkassensaal begrüßen. Auf jeder Geburtstagsparty gibt es leckeres Essen und Getränke und so wurde auch bei uns auf das Jubiläum angestoßen und mit kleinen Häppchen der Abend begonnen. Im Anschluss daran sprach Bürgermeister Erich Odörfer (ebenfalls langjähriges CVJM Mitglied) ein Grußwort, bei dem er auch seine eigene Verbundenheit mit dem Altdorfer CVJM aus der Kindheit und Jugend erläuterte. Frau Pfarrerin Barbara Overmann von der evangelischen Kirchengemeinde schloss sich mit einem weiteren Grußwort an. Sie wünschte dem CVJM Gottes guten Segen und verglich die CVJM-Bewegung mit Blumensamen, die man aussät und aus denen etwas Großes und Buntes wachsen kann.

Nun hörten die interessierten Altdorfer einen sehr gelungenen Vortrag von Ehrenmitglied Konrad Holz, in dem es um die Entstehungsgeschichte des YMCA und dessen Gründervater George Williams ging. Im Anschluss daran zeigte Michael Götz (Generalsekretär des CVJM Bayern) prägnante Filmausschnitte aus einer Theaterinszenierung zu George Williams Leben. Diese verdeutlichte er mit Hintergrundinformationen und einem interaktiven Quiz. Vieles lernten die Altdorfer CVJMler dazu. Beispielsweise wurden auch die Sportarten „Basketball“ und „Volleyball“ im CVJM „erfunden“. Weitere wichtige Daten sind, dass es in 60% aller Ländern (119) der Welt den CVJM gibt. 58 Millionen Menschen gehören dem CVJM weltweit an. Bayernweit gibt es über 4000 ehrenamtliche Mitarbeiter im CVJM.

Die erste Vorsitzende dankte allen Rednern für ihre interessanten Ausführungen und den schön gestalteten Abend. Mit einem Abendgebet schloss der Abend und es blieb noch Zeit, um mit anderen Gästen über die „guten alten Zeiten“ zu reden.

Hintergrundinfos:

George Williams kam als jüngstes von acht Kindern am 11.10.1821 zur Welt. Sein Vater Amos Williams war Bauer. Dieser bewirtschaftete die am Rande eines riesigen Hochmoors gelegene Farm. George Williams wird als klein, zierlich, schmal, unruhig und zartbesaitet beschrieben. George Williams besuchte bis zum 13. Lebensjahr die Schule. Nachdem er und seine Familie zur tiefsitzenden Erkenntnis gelangt waren, dass George nicht zum Bauer berufen sei, machte er eine Lehre als Tuchhändler, wo er mit 27 anderen Angestellten arbeitete und lebte. Seiner Umgebung fiel sein umgängliches Wesen und seine praktische Intelligenz in Verbundenheit mit großer Intuition auf. 1835 erlebte George Williams in der Gemeinde in Bridgwater eine Bekehrung zu Jesus Christus. Im Oktober 1841 trat er als Handlungsgehilfe in die Handelsfirma Hitchcock & Rogers in der City of London ein, wo damals noch etwa 130.000 Menschen wohnten. London war die größte und wichtigste Handelsstadt der Welt.

Mit etwa 140 Kollegen wohnte er auf engstem Raum in einem der oberen Stockwerke des Handelshauses nahe bei der St. Paul´s Cathedral. George arbeitete an sechs Tagen pro Woche jeweils 13 Stunden. George Williams ging in den Gottesdienst von Thomas Binney. Binney war früher Drucker und Buchhändler und mittlerweile der wohl bekannteste Londoner Prediger. Seine Kirche wies 1.500 Sitzplätze auf. Der christliche Einfluss bei Hitchcock & Rogers wurde ab 1842 größer. Als Folge wurde die Arbeitszeit ab 1. November 1843 auf sieben Stunden pro Tag gekürzt. Dieses Ereignis hallte in der ganzen Branche wider. Viele Angestellte gehörten der Bewegung für den frühen Ladenschluss (Early Closing Movement) an, wozu auch George Williams gehörte. Er hatte auch bei der Bildung einer entsprechenden landesweiten Vereinigung einen Einfluss. Das Ende der siebenjährigen, harten Wirtschaftskrise in England hob den Mut für neue Wege. „The Times“ berichtete am 10. Oktober 1844 über die Verbesserungen in der Firma. Die jungen Angestellten seien als Folge der Arbeitszeit-Verkürzung fleißig, freundlich und heiter geworden. Der Firmenchef George Hitchcock wollte nicht, dass die Angestellten auf Kosten des Gottesdienst-Besuchs am Sonntag spazieren gingen und gab ihnen daher den Samstagnachmittag frei. Zudem führte er am 13. August 1843 eine tägliche morgens um sieben Uhr stattfindende Firmen-Gebetsandacht ein.

Am 6. Juni 1844 trafen sich sieben bis elf Kollegen (die Erinnerungen der Gründer sind unterschiedlich) von George mit ihm auf seinem Zimmer Nr. 14. Sie wollten nicht die geistlichen Versammlungen, die im Hause von Hitchcock stattfanden, diskutieren, sondern eine Vereinigung für junge Christen gründen. „In Nr. 14 fand eine Zusammenkunft statt um eine Gesellschaft zu gründen mit dem Ziel die bekehrten Männer in den verschiedenen Tuchhandelsgeschäften der Metropole wachzumachen im Sinne ihrer Verpflichtung und Verantwortung als Christen damit sie unter denen die um sie herum sind religiöses Wissen ausbreiten entweder durch Gebetsgemeinschaften oder andere Mittel die sie für geeignet halten ...“

George Williams heiratete am 9. Juni 1853 Helen Hitchcock, die elf Jahre jünger war als er und Tochter von seinem Chef. Dieser akzeptierte seinen Schwiegersohn und machte ihn vor der Heirat zum Teilhaber. Das Ehepaar bekam vier Söhne. 1883 wurden die Söhne Frederick und Howard zu Teilhabern der Firma. Die Kinder von George Williams witzelten, er suche sich die Ferienorte nach den weißen Flecken auf der CVJM-Landkarte aus. Bei der Gründung des CVJM-Weltbundes in Paris 1855 wurde George Williams zum Konferenz-Präsidenten gewählt. Er hielt sich aber zurück und war einer unter vielen. 1882 wurde George Präsident des englischen CVJM-Nationalverbandes und 1886 zum Präsidenten des CVJM London. Im Mai 1894 wurde er zum Ehrenbürger von London.

Am 18. Juli 1894 wurde er durch Königin Victoria zum Ritter geschlagen. George war in 33 Vereinigungen in irgendeiner Art aktiv. 1905 ließ er es sich nicht nehmen, zur CVJM-Konferenz in Paris zu gehen:

„Junge Männer von Frankreich ... eines möchte ich Euch gerne sagen: falls Ihr ein glückliches, sinnvolles und reiches Leben haben wollt, dann gebt Eure Herzen Gott, solange Ihr noch jung seid. Mein letztes Vermächtnis - und das ist ein wertvolles - ist der Christliche Verein Junger Männer. Den überlasse ich Euch, Ihr lieben jungen Männer aus so vielen Ländern, zum Weitermachen und zur Ausbreitung. Ich hoffe, Ihr werdet bei dieser Arbeit ebenso glücklich sein wie ich es war und noch erfolgreicher. Und das bedeutet Segen für die eigenen Seelen und für die große Masse der anderen.“